NWX22 - Ein Tag in Hamburg 2.0
09.09.20222.000 Menschen, 100+ Sprecher:innen auf 10+ Bühnen und 1 Thema: NEW WORK. Einige Wochen später fragen wir uns „Was blieb hängen von der NWX 2022?“
11:00 Uhr. Wow, dieser Raum haut mich immer wieder um. Die Atmosphäre, das Licht, der Klang, die Menschen,… mehr als gut. In der Gedankenwelt von Birgit Gebhardt wohl die perfekte Arena (siehe „Ein Tag in Hamburg Teil 1“). Wir sind in der Elbphilharmonie und saugen alles auf, was vor uns liegt. Und es startet mit einem Brett. Precht zum Frühstück.
Worum geht es hier? Richard David Precht, Schriftsteller und Philosoph unserer Zeit, führt uns in die Gegenwart. Es beginnt mit Zahlen. Im Jahr 2021 hatten „lediglich“ 25% der deutschen Arbeitnehmer:innen Wechselgedanken, wenn sie an ihren Arbeitsplatz dachten. Warum sind es im Jahr 2022 bereits 37%? Wir befinden uns in einem Wandel. In einem Wandel von einer Leistungsgesellschaft zu einer Sinngesellschaft, in der sich Arbeit nach und nach zur bezahlten Selbstverwirklichung wandelt. Zumindest im elitären Bereich der Wissensarbeit der westlichen Welt. Maschinen übernehmen schrittweise unsere körperliche Arbeit, KI übernimmt schrittweise unsere geistige Arbeit. Aber was bleibt dann für uns über? Gute Frage. Kein Wunder, dass Precht das bestehende Steuersystem immerzu in Frage stellt und vorrechnet, dass unser Rentensystem obsolet ist. Seine Antwort: „Besteuerung der Ausgaben und nicht der Einnahmen!“. Ob das die Lösung für das große Ganze ist, lassen wir an dieser Stelle euch überlassen.
Aber was liegt auf der Hand? Die Arbeit wandelt sich! Wohin? Das werden wir gemeinsam erleben. Und darauf freuen wir uns. Wenn wir Precht weiter folgen, kommen wir zu einem wichtigen Kapitel: „Welche Eigenschaften und Fähigkeiten brauchen Menschen in der Arbeitswelt der Zukunft?“. Ganz klar, eine höhere Frustrationstoleranz, einen sichereren Umgang mit dem immer häufigeren Scheitern, ausgeprägteres Teamplay, deutlich mehr eigene Initiative und eine hohe intrinsische Motivation. Die Zukunft ist ungewiss, geprägt vom Wandel und gewiss unbequemer als gestern.
Was nehmen wir dieses Jahr von Precht mit? Einen Hauch Selbsterkenntnis, auf der einen Seite leben wir im Überfluss, umgeben tausender Möglichkeiten, dennoch mit immer weniger werdender stabilen Säulen und der steigenden oder gar überfälligen Übernahme von Verantwortung für uns selbst und die Welt. Die Zukunft ist ungewiss, unbequem, aber so wundervoll bunt. Lasst uns etwas Gutes draus machen.
Autor: Sebastian Seger